Viele Anbieter von Praktikums- und Hospitationsplätzen genügen nicht den Anforderungen
(Köln – 22. Januar 2007): Praktika und Hospitationen können die Berufschancen von Ernährungswissenschaftlern nur deutlich verbessern, wenn die Angebote qualitativ hochwertig sind, betont heute Medizinpublizist Sven-David Müller-Nothmann vom Zentrum für Ernährungskommunikation und Gesundheitspublizistik. Bei Praktikum und Hospitation müssen die Bewerber die Spreu vom Weizen trennen: Wichtig für den Bewerber ist es, ob im Praktikumsbetrieb langjährig berufserfahrene Mitarbeiter vorhanden sind. Bei Vereinen ist das oft nicht der Fall und dann bleibt das Praktikum natürlich ohne messbaren sinnvollen Effekt für den Absolventen. Im Gegenteil: Er bekommt nur lückenhafte Informationen, erlernt unprofessionelle Handlungsweisen, die zu schlechten Ergebnissen führen. Gerade eine Hospitation, die häufig ein halbes Jahr oder sogar länger dauert, muss zu einer wirklichen Erweiterung der Kenntnisse führen. Bei angesehenen Organisationen oder Firmen durchgeführte Praktika erhöhen tatsächlich die Qualifikation und damit die Aussicht auf eine Anstellung.
Leider ist es inzwischen auch bei Firmen im Ernährungsbereich nicht selten, dass sie feste Stellen einsparen und durch kostenlose Praktikanten ersetzen. Grundsätzlich sollten sich Praktikanten erkundigen, wer die Betreuung und Ausbildung übernimmt und welche Qualifikation diese Person hat. Gegebenenfalls sollten Ernährungswissenschaftler Angebote ablehnen, wenn die Praktikums-Betreuung durch kaum berufserfahrene Mitarbeiter geschieht. Das Praktikum sollte einen höheren Anspruch erfüllen als das Erhalten eines Nachweises. Wie sollen beispielsweise Ernährungswissenschaftler/innen, die keinerlei Weiterbildung im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit absolviert haben, einen Praktikanten in diesem Bereich trainieren oder ihm zumindest etwas beibringen, hinterfragt Müller-Nothmann kritisch. Aber gerade im Bereich Marketing sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit suchen Vereine und Unternehmen die Möglichkeit, durch Praktikanten und Hospitanten finanzielle Ressourcen einzusparen.
Während des Praktikums müssen die Absolventen die Möglichkeit bekommen, im Studium erlangte Kenntnisse in der Praxis anhand konkreter Aufgaben umzusetzen. Dafür ist die Betreuung durch auf dieses Thema spezialisierte Mitarbeiter notwendig. Ich habe von meinen Praktikanten und Trainees immer bedingungsloses Engagement sowie Lern- und Kritikfähigkeit eingefordert, erklärt Sven-David Müller-Nothmann. Traurig ist dabei, dass die meisten Verbände und Unternehmen ihren Praktikanten heute abverlangen, dass sie ihre Praktika kostenlos absolvieren. Das ist umso weniger tragbar, wenn die Praktikanten in den normalen Arbeitsablauf eingebunden sind und praktisch als billige oder sogar kostenlose Mitarbeiter „missbraucht“ werden. Der Praktikant sollte immer darauf bestehen, konkrete eigene Aufgaben zugeteilt zu bekommen, die die im jeweiligen Bereich berufserfahrenen Mitarbeiter betreuen. Zudem sollten die Tätigkeiten nach außen sichtbar dem Praktikanten zugeordnet sein, um später die Stellenaussichten zu erhöhen. Besonders hohe Anforderungen sind an die Praktikums-Betreuer zu stellen: Gute Ausbildung, viel Berufserfahrung und natürlich ein pädagogisches Geschick. Wer nur eine kurze Berufserfahrung von weniger als drei Jahren hat, hat auch nicht das Recht, sein Unwissen an Praktikanten weiterzugeben, stellt Müller-Nothmann klar. Aber das sollte eigentlich selbstverständlich sein. In jedem Falle sollten die Bewerber fragen, ob bisherige Absolventen nach ihrem Praktikum einen Arbeitsplatz gefunden haben. Wenn das nicht der Fall ist, stellt das die Sinnhaftigkeit eines Praktikums in diesem Betrieb in Frage.