(Köln – 1. Februar 2007): Obwohl in Deutschland 50 Millionen Menschen übergewichtig sind und Fehlernährung sowie ernährungs(mit)bedingte Krankheiten das Land prägen, haben Ernährungswissenschaftler außerordentlich schlechte Berufsaussichten, kritisiert heute Sven-David Müller-Nothmann vom Zentrum für Ernährungskommunikation und Gesundheitspublizistik (ZEK) in Köln. Nach dem Studium der Oecotrophologie drohen in Deutschland die Langzeitarbeitslosigkeit oder das Ausweichen auf andere Jobs. Durch Hospitationen und Praktika können Ernährungswissenschaftler ihre Qualifikation ausbauen. Viele Hospitanten müssen dann jedoch kostenlos arbeiten und bekommen am Ende trotzdem keine Stelle, mokiert sich Müller-Nothmann. Das ist insbesondere der Fall, wenn die Hospitationsbetriebe keine qualifizierte Betreuung gewährleisten können. Wenn die Betreuer noch nicht einmal Grund-Kenntnisse vermitteln können, da sie zu wenig Berufserfahrung haben, ist das für den Hospitanten ein Debakel und für das Unternehmen als Peinlichkeit anzusehen. Aber heute ist es normal, dass Hospitanten von Ernährungswissenschaftlern, die kaum mehr als drei Jahre Berufserfahrung haben und keine qualifizierende Fortbildung nachweisen können, weitergebildet werden. Es ist zu konstatieren, dass Ernährungswissenschaftler oft durch das Studium nicht ausreichend auf die verschiedenen Arbeitsfelder, die von der Ernährungsberatung über Außendiensttätigkeit und Innendienstpositionen im Bereich wissenschaftlicher Support bis hin zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit reichen, vorbereitet sind. Das Studium der Ernährungswissenschaft zielt wenig darauf ab, Menschen mit Ernährungsproblemen zu beraten. Dafür sind die Studieninhalte an den meisten Universitäten und Fachhochschulen einfach zu theorielastig. Viele Studienabgänger haben noch nie einen gesunden oder kranken Menschen beraten und können eher den Zitronensäure-Zyklus erläutern, als praktische Empfehlungen für eine gesunde Ernährungsweise abzugeben. Erst durch Praktika sowie Fort- und Weiterbildungen, wie sie die Berufsverbände und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) anbieten, erlangen die jungen Wissenschaftler diese Fähigkeiten. Ernährungswissenschaftler müssen ihre Kenntnisse insbesondere im praktischen Bereich durch Hospitationen und Praktika erweitern, wenn sie nicht in der Wissenschaft arbeiten möchten. Aber gerade im wissenschaftlichen Bereich gibt es relativ wenige Möglichkeiten für Oecotrophologen, erläutert Müller-Nothmann, der dies bedauert und die Bildungspolitik anprangert. Es darf nicht sein, dass jährlich hunderte Ernährungswissenschaftler die Universitäten und Fachhochschulen verlassen und nur jeder vierte überhaupt eine Stelle in seinem Bereich finden kann, betont der ausgewiesene Medizinpublizist Sven-David Müller-Nothmann, der seit 1995 im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig ist, 45 Bücher verfasst hat, regelmäßig im Fernsehen auftritt, Pressesprecher des Zentrums für Ernährungskommunikation und Gesundheitspublizistik (ZEK) ist und seit Oktober 2003 die Fernsehsendung GesundZeit moderiert. Außerdem ist Sven-David Müller-Nothmann Ernährungsexperte der Zeitschriften Fit for fun und Frau von heute. Sven-David Müller-Nothmann hat die Pressestelle des Universitätsklinikum Aachen aufgebaut und geleitet und ist momentan als Pressesprecher beim reichweitenstärksten Gesundheitsportal http://www.qualilmedic.de angestellt.
Ich halte es für notwendig, dass sich Studenten der Ernährungswissenschaft sich durch Praktika weiterbilden und Berufserfahrung sammeln, so Sven-David Müller-Nothmann. Bevor Oecotrophologen nach dem wissenschaftlichen Abschluss arbeitslos sind, sollten sie eine Hospitationsstelle annehmen. In der Regel erkennen die Arbeitsämter solche Maßnahmen als zielgerichtete Weiterbildung an, und eine Förderung ist möglich. Dafür sind aber an die Hospitation strenge Kriterien zu stellen. Die Ausbilder sollten über eine ausgewiesene Qualifikation in der Ernährungsberatung oder der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verfügen, wenn die Hospitation in diesen Bereichen zur Kenntniserweiterung beim Hospitanten führen soll. Wenn, wie es bei Kleinunternehmen oder Vereinen und Verbänden oftmals der Fall ist, junge Ernährungswissenschaftler, die selbst kaum Berufserfahrung haben, die Anleitung des Hospitanten übernehmen, muss sich der Hospitant nicht wundern, dass er praktisch nichts lernt. Ideal ist es, wenn eine Hospitation in eine Jobvermittlung mündet. Relativ selten ist es leider, dass Hospitanten wirklich dort eingestellt werden, wo sie ihre Hospitation durchführen. Die Aussichten für Ernährungswissenschaftler in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Bereich der Gesundheit oder Ernährung sind in Deutschland zumindest relativ gut. Selbstverständlich dürfen auch Bewerber um einen Hospitationsplatz nach Referenzen der Betreuer fragen, betont Sven-David Müller-Nothmann abschließend.
Buchtipp:
Berufspraxis für DiätassistentInnen und Diplom OecotrophologInnen, Hippokrates Verlag, Sven-David Müller-Nothmann, ISBN 3830452411 , 39,95 Euro.