Die Kernbotschaft vorweg: Der Hype um Manuka Honig ist vor dem Hintergrund der wissenschaftliche Datenlage berechtigt.
Manuka Honig ist in erster Linie Bienenhonig und Honig ist mehr als einfach nur ein süßschmeckendes Lebensmittel – ein natürliches Süßungsmittel mit viel Geschmack und noch viel mehr Inhaltsstoffe. Seit Jahrtausenden ist Honig aufgrund seiner Eigenschaften und Zusammensetzung Bestandteil der Ernährungsweise von Menschen und er wird auch in der Medizin in der Prophylaxe und Therapie eingesetzt – aus der Hand des Arztes und von anderen Heilkundigen sowie auch der „Selbstmedikation“ ist Honig nicht mehr wegzudenken.
Honig besteht zu rund 80 Prozent aus Traubenzucker und Fruchtzucker – der Rest ist insbesondere Wasser. Daneben enthält Honig noch organische Säuren, Enzyme (Saccharase, Glucoseoxidase, Phosphatase oder Amylase etc.), natürliche Aromastoffe, ev. Blütenpollen, Methylglyoxal (MGO) sowie sekundäre Pflanzenstoffe. Der Gehalt an Eiweißen (Proteinen) und Fetten (Lipiden) sowie Ballaststoffen (dietary fibre) ist gering oder außerordentlich gering.
100 g Honig enthalten im Durchschnitt
15 bis 24 g Wasser (eigentlich max. 20 g)
312 bis 336 Kilokalorien (kcal)
76 bis 84 g Kohlenhydrate
0,3 bis 0,4 g Proteine
Daneben: Vitamin C (2,4 mg), Eisen (0,4 mg), Magnesium (2 mg) und Kalzium (6 mg), Vitamin B1 (Thiamin: 3,0 Mikrogramm) und weitere B-Vitamine in teilweise zu vernachlässigenden Spuren. Honig ist nicht vitamin- und mineralstoffreich.
Gesundheitliche Effekte von Honig
Für einige gesundheitliche Effekte von Honig – insbesondere Manuka Honig – ist die wissenschaftliche Evidenz gut bis herausragend. Für den hustenstillenden Effekt von Honig bei Kindern liegt beispielsweise eine Cochrane Study (mit sechs randomisierten kontrollierten Studien) vor. Das gilt auch für die Behandlung von Wunden mit Manuka Honig.
Zudem tauchen Honige in weiteren Cochrane Studies auf (insbesondere bei Wunden und Verbrennungen). Manuka Honig findet in drei Cochrane Studies positiv Erwähnung. Der glykämische Index von Honig ist signifikant niedriger als der von Haushaltszucker (Saccharose). Vor diesem Hintergrund kann Honig in die diabetesgerechte Ernährungsweise einbezogen werden und wirkt sich scheinbar metabolisch eher positiv als negativ aus. Auch im Gewichtsmanagement wirken sich Honige trotz ihres relativ hohen Kaloriengehalts in geringen Mengen aufgenommen nicht negativ aus und wären Saccharose vorzuziehen.
Grundsätzlich kann Honig –insbesondere Manuka -Honig – Bestandteil einer gesunden Ernährungsweise sein. In der Naturheilkunde wird Honig in Europa und Manuka Honig in Neuseeland seit vielen Jahrhunderten geschätzt. Schon Hippokrates empfahl Honig zur Wundreinigung. Erstmalig schriftlich erwähnt wird die Verwendung von Honig auf sumerischen Tontafeln (rund 4000 Jahre v. Chr.) – Honig hat demzufolge eine mehr als 6.000 Jahre alte Tradition in der menschlichen Ernährungsweise.
Fakten über Manuka Honig
Manuka Honig ist in Deutschland ein Lebensmittel und kein Arzneimittel! Manuka Honig wird von der Industrie unter anderem auch in Produkten wie Kosmetika oder Süßwaren eingesetzt. In Ländern wie beispielsweise Neuseeland werden spezielle Manuka Honige auch als „Medizinprodukt“ für die Therapie von Wundheilungsstörungen in Kliniken eingesetzt.
Zudem gibt es insbesondere außerhalb von Deutschland die Verwendung von Manuka Honig als Nahrungsergänzungsmittel oder diätetisches Therapeutikum o. ä. Manuka Honig – insbesondere aus Neuseeland – ist seit Jahrhunderten (bei den Ureinwohnern Maori) in der klinischen Anwendung und der Forschung und Volksmedizin präsent.
Es gibt eine Vielzahl von publizierten wissenschaftlichen Studien zum Einsatz von Manuka Honig beim Menschen. Eine Recherche bei Google Scholar ergibt (Suchbegriff „Manuka+Honey“) rund 17.300 Suchergebnisse und eine Suche in der Datenbank für medizinische Fachliteratur Pubmed ergibt für den Suchbegriff „Manuka+Honey“ 557 Suchergebnisse. Die wissenschaftlichen Publikationen zu Manuka Honig reichen von A wie „Trockene Augen“ bis Z wie „Zahnbelag“. Nachgewiesen und wissenschaftlich anerkannt sind insbesondere antibakterielle- und antientzündliche Effekte von Manuka Honig.
Durch seine Inhaltsstoffe kann Honig – insbesondere Manuka Honig – wie eine Art Antibiotikum wirken. Es ist wissenschaftlich bestens gesichert, dass Honig innerlich anwendet werden kann, zum Beispiel zur Stärkung des Immunsystems. Die nachgewiesene antimikrobielle Wirkung von Manuka Honig kann helfen, die Symptome von Erkältungserkrankungen effektiv lindern. Honig ist auch in der Lage, bei Magen-Darm-Erkrankungen positiv zu wirken. Gleiches gilt bei Halsschmerzen. Zudem kann Manuka Honig lokal – also äußerlich auf der Haut – angewendet werden. Er ist effektiv bei kleineren Wunden, leichten Verbrennungen, Insektenstichen oder leichtem Sonnenbrand.
Was Manuka Honig ist
Manuka Honig ist ein sortenreiner Honig, der aus Neuseeland stammt. Er wird von Bienen aus dem Nektar von der Pflanze Leptospermum scoparium, die auch als Manuka oder Manuka-Buch bezeichnet wird, ganz natürlich gewonnen. Die Pflanze wird auch als Neuseelandmyrte benannt. Die Maori bezeichnen die Pflanze als Mānuka. Von der dieser Pflanze werden Manuka Honig und Manukaöl gewonnen. Manukaist botanisch verwandt mit dem Teebaum, aus dem Teebaumöl gewonnen wird, verwandt.
Manuka Honig wird seit Tausenden von Jahren vom Ureinwohnern Neuseelands als Naturheilmittel verwendet. Die Maori haben Manuka Honig seit Jahrtausenden benutzt, um beispielsweise Wunden zu behandeln. Aber auch die späteren Einwanderer (Neuseeland) stellten fest, dass Manuka Honig positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat – beispielsweise bei Infektionserkrankungen durch Steigerung der Abwehrkräfte.
Manuka Honig ist reich an Methylglyoxal (MGO)
Während viele Honige nur wenige Milligramm der Substanz Methylglyoxal (MGO) enthalten, sind bestimmte Manuka Honige daran reich. Manuka Honig enthält besondere Inhaltsstoffe und dazu gehört insbesondere Methylglyoxal. Durch den antibakteriellen Effekt wird MGO beispielsweise Erkältungskrankheiten entgegen. Dieser Effekt wissenschaftlich bestens belegt. Eine Studie weist beispielsweise nach, dass sich durch die Einnahme des Honigs eine Erkältungskrankheit um ein bis zwei Tage verkürzenlässt.
Der MGO-Gehalt von Manuka Honig kann bis auf 500 oder 1500 Milligramm pro Kilogramm angegeben werden. Damit enthält Manuka Honig bis zu tausendmal mehr MGO als beispielsweise Deutscher Bienenhonig! Das macht Manuka Honig so wertvoll für die menschliche Ernährungsweise. Die gesundheitliche Wirkung ist abhängig vom MGO-Gehalt. Je höher der MGO-Gehalt, desto höher der Preis des Manuka Honigs.
Eine Arbeitsgruppe aus Dresden hat den antibakteriellen Effekt von MGO im Jahre 2008 publiziert. Methylglyoxal entsteht in den Honigwaben durch Flüssigkeitsverlust und natürliche Veränderung des Nektars. Der Nektar enthält die Substanz Dihydroxyaceton und daraus bildet sich natürlich MGO. Im Blüten-Nektar selbst ist noch kein Methylglyoxal enthalten.
Der bisherige Honig-Konsum in Deutschland ist (zu) gering
Der Bundesbürger isst durchschnittlich gerade einmal 949 g Honig im Jahr (2023) – das ist die minimale Menge von 2,6 g am Tag. Um Effekte durch die Aufnahme von Manuka Honig erzielen zu können ist in Abhängigkeit vom MGO Gehalt die Aufnahme von ein bis zwei Teelöffeln erforderlich. Die Aufnahme von zehn Gramm Honig täglich ist ernährungswissenschaftlicher- und ernährungsmedizinischer Sicht sehr sinnvoll und anzuraten. Zu Steigerung der Abwehrkräfte können auch 20 g täglich sinnvoll sein. Notwendig ist die langfristige tägliche Aufnahme von hochwertigem Manuka Honig. Die mit der Nahrung aufnehmbare MGO Menge ist ohne Nebenwirkungen oder schädigende Einflüsse. In Neuseeland sind keine negativen Eigenschaften berichtet worden.
Manuka Honig ist empfindlich
Die in Honig enthaltenen wertvollen Substanzen sind außerordentlich empfindlich. MGO selbst ist nicht hitzeempfindlich. Da Honige und insbesondere Manuka Honig eine Vielzahl von wertvollen Substanzen enthalten, die empfindlich sind (gegen Hitze, Sauerstoff, UV-Einstrahlung), sollte Manuka Honig nicht in heißen Tee oderheiße Milch gegeben werden, sondern besser bei Zimmertemperatur direkt vom Löffel gegessen werden. Honig gehört auch nicht in den Backofen oder die Mikrowelle. Heiße Getränke sind bei Erkältungskrankheiten kontraproduktiv – vielmehr sollten die Getränke maximal eine Temperatur von 36 Grad Celsius haben. Honig sollte auch nicht eingefroren werden. Honig sollte kühl (aber nicht kalt), verschlossen und dunkel gelagert werden. Honig mag kein Sonnenlicht (UV-Strahlen), deswegen sind Packungen von hochwertigem Manuka Honig grundsätzlich dunkel und damit lichtgeschützt. Nach der Verwendung sollte Honig sofort wieder verschlossen werdenund nicht lange gelagert werden.
Da der Effekt von Manuka Honig insbesondere vom MGO Gehalt abhängig ist, sollte dieser bei mindestens 500 mg – besser sogar 1000 mg (oder mehr) – liegen.
Fazit: Manuka Honig ist als Lebensmittel für alle Menschen ab dem ersten Lebensjahr geeignet und kann Bestandteil einer gesunden Ernährungsweise sein. Es ist aus wissenschaftlicher Sicht insbesondere sinnvoll, täglich eine Menge von zehn Gramm Manuka Honig mit einem MGO Gehalt von mindestens 500 mg/kg aufzunehmen.
Hon.-Prof. PhDr. Sven-David Müller, M.Sc
Master of Science in Applied Nutritional Medicine, staatlich geprüfter Diätassistent, Diabetesberater der Deutschen Diabetes Gesellschaft
Lehrbeauftragter für Ernährung bei Erkrankungen beziehungsweise Public Health/Public Health Nutrition an der Donau Universität Krems, Hochschule für Gesundheit (Gera und Köln) und der Fresenius Hochschule (Idstein und Köln)
Ernährungspublizist und Influencer (https://www.instagram.com/svendavidmueller/)
Heckenstraße 36 in 38226 Salzgitter-Lebenstedt
www.svendavidmueller.de / sdm@svendavidmueller.de
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